Foto: H.S.
17.02.2024 - von Volkmar Schöneburg
Ich war 12 Jahre alt, da schickte ich wie Tausende andere eine Postkarte in die USA. Adressiert war sie an die Afroamerikanerin Angela Davis, inhaftiert in einem Frauengefängnis. Die mit einer roten Rose verzierte Postkarte war Bestandteil einer im Januar 1971 anlässlich ihres Geburtstags initiierten Solidaritätsaktion unter dem Motto „Eine Million Rosen für Angela Davis“.[2]
Angela Davis wurde am 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama geboren. In der Stadt herrschte eine rassistische Apartheid, die die afroamerikanische Bevölkerung einer rigiden Praxis der Rassendiskriminierung und Segregation unterwarf. Gewalt und Lynchjustiz zählten zum Alltag. Der Stadtteil, in dem Angelas Familie wohnte, erhielt aufgrund der Bombenanschläge, die der Klu Klux Klan auf die Häuser afroamerikanischer Familien verübte, den Namen „Dynamite Hill“. Begleitet wurde dieser Rassismus durch einen regional spezifischen Antikommunismus. Diese Verhältnisse prägten neben den politischen Aktivismus ihrer Eltern die junge Angela.
Mit 15 Jahren zog sie nach New York, wo sie auf Beschluss ihrer Familie ihren High-School-Abschluss machen sollte. In diese Zeit fällt auch ihre erstmalige Lektüre des „Kommunistischen Manifests“. Aus der marxistischen Klassenkampflehre erschloss sich für Davis ein theoretischer Bezug zur rassistischen Unterdrückung, wie sie sie in den USA erlebte.[3] 1961 begann sie ihr Französischstudium. Zwei Jahre später ging sie für ein Auslandsjahr an die Pariser Sorbonne. Zurück in den USA besuchte Davis Vorlesungen von Herbert Marcuse, der sich selbst als Marxist und den Marxismus als kritische Theorie sah. Marcuse avancierte nun zu Angelas intellektuellem Mentor. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass Davis, um Kant, Hegel und Marx besser zu verstehen, 1965 ein Philosophiestudium am Frankfurter Institut für Sozialforschung aufnahm. In jener Zeit besuchte sie auch mehrfach die DDR, u. a., um sich die Marx/Engels Werkausgabe zu kaufen. In Frankfurt hingegen diente ihr die studentische Protestbewegung als Inspirationsquelle bei der Formulierung einer praxisorientierten internationalistischen Kritik am kapitalistischen System und US-Imperialismus. Zurück in den USA beteiligte sich Angela Davis direkt an der Black Power-Bewegung, in der es aber auch ideologische Differenzen und reichlich politische Konflikte gab. 1968 wurde Davis Mitglied in der Kommunistische Partei der USA. Hier stand sie für ein Bündnis mit neuen radikalen linken Gruppen. In der Form klassischer Graswurzelaktivitäten fand so die Zusammenarbeit mit der Black Panther Party statt. 1969 trat Davis als eine der ersten Afroamerikanerinnen die Stelle einer Associate Professor an der University of California, Los Angeles an. Wegen ihrer politischen Aktivitäten wurde sie sofort medial scharf angegriffen. Sogar der Gouverneur Kaliforniens, Ronald Reagan, später Präsident der USA, sagte ihr den Kampf an. Denn Angela Davis verkörperte gleich mehrere Feindbilder des konservativen Amerikas: Kommunistin, Black Power-Aktivistin, schwarze Feministin und Gegnerin des Vietnamkriegs! Damit war sie geradezu prädestiniert für die Rolle der Hassfigur der herrschenden weißen Eliten.
1970 engagierte sich Davis im Fall der Soledad Brothers, worunter drei afroamerikanische Gefangene des kalifornischen Gefängnisses Soledad firmierten, die wegen eines angeblichen Mordes an einem Wärter angeklagt worden waren. Unter ihnen befand sich mit George Jackson eine Leitfigur des Widerstands der Black Panther in den US-amerikanischen Gefängnissen. Unterstützer der Soledad Brothers waren neben Davis u. a. Jane Fonda, Pete Seeger, Marlon Brando und Noam Chomsky, für die es hier um politische Gefangene und politische Justiz ging. Während einer Gerichtsverhandlung kam es zu einer missglückten Befreiungsaktion. Da dabei mitgeführte Waffen auf den Namen von Angela Davis registriert waren, wurde sie im August 1970 auf die FBI-Liste der zehn meist gesuchten Verbrecher der USA gesetzt. Am 13. Oktober 1970 erfolgte die Verhaftung. Vor laufender Kamera beglückwünschte Präsident Nixon FBI-Chef Hoover zu ihrer Festnahme. ...
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