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Altersdiabetis: Kassenpatienten müssen zahlen

28.08.2006 - von Hanne Schweitzer

Die Erstattung von kurzwirksamen Insulin-Analoga (Apidra, Humalog, Liprolog, NovoRapid) wird für Kassenpatienten ersatzlos gestrichen. Diese Entscheidung traf der Gemeinsame Bundesausschuss am 18.7.2006. Der Gemeinsame Bundesausschuss bestimmt, was im Leistungskatalog für die ca. 70 Millionen gesetzlich Versicherten enthalten ist und von den Kassen erstattet wird. Das oberste Beschlußgremium der Selbstverwaltung setzt sich zusammen aus Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Krankenkassen.
Die Patientenvertreter, die ebenfalls im Ausschuss sitzen, aber ohne Stimmrecht, stimmten der Streichung von Insulin-Analoga zu.

Ärzte dürfen dann nur noch in Ausnahmefällen ihren älteren, an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten Kassenpatienten Insulin-Analoga verschreiben. Das ist Insulin, welches synthetisch verändert wurde, um es verträglicher zu machen.

Begründet wurde die Streichung vom Vorsitzenden des Gremiums, Rainer Hess u.a. mit den Worten: "Im Interesse von vielen Millionen gesetzlich krankenversicherten Menschen und Beitragszahlern (habe man) die Kostenbremse ziehen müssen."

Die jährliche Einsparung wird mit 30 Millionen Euro angegeben. Die Begründung geht auf eine Nutzenbewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zurück.

Kurzwirksame Insulin-Analoga für Menschen mit Typ-2-Diabetes sollen nur noch dann von der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden, wenn sie nicht teurer sind als Humaninsulin.

Würden die Hersteller ihre Preise also entsprechend senken, würden auch Typ-2-Diabetikern diese Insuline wieder erstattet werden. Dies bestätigte Rainer Hess am Mittwoch, 19. Juli. Derzeit gibt es keine Hinweise dafür, dass die Hersteller Preissenkungen planen.

Insulin-Anloga sind zwischen 30 und 60 Prozent teurer, als Human-Insulin. Pro Person liegen die Kosten bei ca. ca. 50 Euro im Monat. Bemerkenswert ist auch, dass die Kosten für das Human-Insulin nicht mit denen für das teurere Präperat verrechnet werden können.

Der Deutsche Diabetikerbund geht davon aus, dass von den zur Zeit 1,3 Millionen insulinpflichtigen Daibetikern ca. 400.000 mit Insulin-Analoga behandelt werden.

Der Diabetikerbund hat bisher 180.000 Unterschriften gegen die Entscheidung gesammelt, er hat sich am 27.7.2006 mit einer Resolution an die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel und an Bundesgesundheitsministerin, Frau Ulla Schmidt gewandt.

Link: http://www.diabetikerbund.de
Quelle: Diabetikerbund

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