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38 Jahre bei Airbus: Nicht mal Händedruck

13.11.2007 - von Ingo Cramer

Nach genau 38 Jahren und 9 Monaten bin ich am 30. November 2006 offiziell - mit Ablauf des 65ten Lebensjahres - in den Ruhestand gegangen. Arbeitgeber war durchgängig - ab 15.03.1968 (nach einigen Umfirmierungen ) - AIRBUS Deutschland.
1996 wurde ich für 6 Monate zu AIRBUS Industries (AI) nach Toulouse abgestellt. Grund und Tätigkeit dieser Abstellung waren klar umrissen. Von Toulouse aus wurde ich zwei Monate zur Lufthansa Frankfurt/Main und zwei Monate zu British Airways London Heathrow gesandt.

Für diese Abstellung gab es einen Abstellungsvertrag - auch hat die Personalabteilung mich für die Zeit von der deutschen Steuer abgemeldet - ohne die dafür vorgesehene - hauseigene - Steuerabteilung zu informieren.
Nach meiner Rückkehr (Juli 1997) habe ich an meinem vorherigen Arbeitsplatz mit gleicher Funktion weitergearbeitet.

Anfang 1998 stellte mein Steuerberater fest, daß der, der Abstellung zugrunde liegende Vertrag für mich steuerschädlich war. Ich selber habe meine Steuerkarte der Personalabteilung mit dem Hinweis auf Richtigstellung übergeben. Trotz mehrmaliger Mahnungen hat die Sachbearbeiterin die Steuerkarte unbearbeitet gelassen. Nachdem ich vom Finanzamt eine Aufforderung
zur Abgabe von Steuererklärungen unter Androhung eines Zwangsgeldes (04.07.2000) erhielt, bin ich massiv auf die Personalabtlg. zu - denn nun wurde es "eng". Die Personalabtlg. sah das zunächst unproblematisch - von der Steuerabteilung war die Auskunft nun nicht so "rosig" und für mich schon garnicht. Es hat ein Schriftwechsel stattgefunden - auch juristischer Art. Die
Fa. (zu dem Zeitpunkt) "Daimler - Chrysler - Aerospace - Airbus" war nicht bereit, den Fehler zu korrigieren - im Gegenteil, mit falschen Angaben wurde mir der "schwarze Peter" zugeschoben.
Der Betriebsrat meinte, den Vertrag hätte ich anwaltlich prüfen lassen müssen.!!!

- Alles in allem, ich bin auf der "Geschichte" sitzen geblieben - der Schaden ist aber durch eine - handwerklich - stümperhafte Arbeit der Personalabteilung entstanden.

Im Zuge einer (von vielen) Umstruktuierung und dem Weggang (Vorruhestand) von älteren - sehr erfahrenen Kollegen - wurde mein Aufgabenbereich erweitert. Bisher war ich für die Hydraulik zuständig. Zukünftig sollte ich auch noch die Pneumatik (ein für mich gänzlich neues System) bearbeiten. Eine Einarbeitung war, weder vor dem Ausscheiden des Kollegen, noch nach Übernahme des Systems, möglich.

An beiden Systemen wurde zu dem Zeitpunkt je eine - volle - Arbeitskraft gebraucht. Zunächst habe ich versucht beiden gerecht zu werden, als das nicht mehr ging und ich Probleme sah, habe ich meine Vorgesetzten eingeschaltet - die widerum meine Einwände nicht akzeptierten. - Das war schon Mobbing.
Es fand ein Gespräch statt - eine Gesprächsnotiz (25. Okt. 1999 ) wurde erstellt, zu der ich lückenlos Stellung bezogen habe. Meine Stellungnahme wurde nicht beantwortet.

Anfang April 2000 - die Situation hatte sich nicht gebessert - bekam ich - aus "heiterem Himmel" - eine Abmahnung - hier wurde lediglich die Gesprächsnotiz (vom 25. Oktober 1999) kopiert - in der Personalabteilung ausgehändigt.

Diese Abmahnung war und das ist noch diplomatisch ausgedrückt - "erstunken und erlogen" und ich finde es heute noch eine perfide Dreistigkeit, wie da zu Werke gegangen wurde. Die Personalabteilung sowie der Betriebsrat - den ich zu Rate gezogen habe - haben sich hier nicht gerade mit "Ruhm bekleckert" (ich gehörte auch nicht der Gewerkschaft an).

2002 wurde durch erneute "Umstruktuierung" die Abteilung, in der ich - bis dahin - ca. 15 Jahre tätig war, gesplittet. Ich habe mich für den Teil entschieden, um von der bisherigen "Abteilungsführung" wegen der vorher gelaufenen Diskriminierung, Abstand zu bekommen.

Zunächst gab es keine Probleme, der neue Vorgesetzte, ein 20 Jahre jüngerer Kollege, gestand mir anfang's, daß er ein Problem mit dem Altersunterschied hat. Dieses Problem habe ich von Anbeginn nicht aufkommen lassen, sondern habe ihm - bei Problemen - im "stillen Kämmerlein" mit meinen Ideen bzw. Erfahrungen zur Seite gestanden. So haben wir uns zunächst arrangiert.

Ende 2005 trat ein Bruch ein - da wurde der Ton etwas merkwürdiger. Zunächst habe ich mir wenig Gedanken gemacht, denn ich war nun kurz vor dem Ausscheiden. Es hat dann Unterredungen gegeben - mit meinem Vorgesetzten - die schon sehr grenzwertig waren und als nichts mehr ging, habe ich den Betriebsrat eingeschaltet. Nachdem der Betriebsrat nun meinen Vorgesetzten zu einem Gespräch eingeladen hat, ging gar nichts mehr. Ich wurde nur noch gegängelt, meine Arbeitsweise wurde mit Verbalinjurien überzogen - sogar mit Rauswurf wurde
ich bedroht. Wie das nach der langen Betriebszugehörigkeit gehen sollte (solange keine "goldenen Löffel" gestohlen werden) ist mir unverständlich. Ich wurde - ohne Information - von der Überstundenliste gestrichen. Zeiten für Arztbesuche wurden ohne mein Wissen (zu meinem Nachteil) manipuliert. Alles auf Veranlassung meines Vorgesetzten. Nachdem bei der Vorkonstruktion eines Programms meine Erfahrung wieder gebraucht wurde - ein jüngerer Kollege, der dies machen sollte, konnte aufgrund des Arbeitsanfalls nicht auf zwei Hochzeiten tanzen, wurden mir die Überstunden zähneknirschend - wieder genehmigt.

Nachdem ich dann eine Arbeitsplatzbeschreibung - für meinen Tätigkeitsbereich - erstellt habe für mich (hierzu gab es vorher ein Gespräch mit Personalabteilung und Betriebsrat), merkwürdigerweise gab es bis dahin keine Arbeitsplatzbeschreibung (ich habe diese Tätigkeit ca. 20 Jahre ausgeübt) und diese meinem Vorgesetzten zur Unterschrift vorgelegt habe, wurde es schier unerträglich.
Die Arbeitsplatzbeschreibung wurde derart verzerrt. Alles was ich vorher - nachweislich - durchgeführt und erarbeitet habe, war nicht mehr nötig. Von meinem Vorgesetzten wurde mir sogar nahegelegt, die Arbeitsplatzbeschreibung zurückzuziehen - Einzelheiten hierzu habe ich in einem Schreiben an Personalabteilung und Betriebsrat in Kopie dargestellt.

Über diese Arbeitsplatzbeschreibung gab es schließlich eine Unterredung mit Personalabteilung, Betriebsrat, meinem Vorgesetzten und mir. Da ich die Punkte, die mein Vorgesetzter nicht gelten lassen wollte, vehement verteidigt habe, und auch beweisen konnte, wurde ich nach dem Gespräch - ohne Information - wieder von der Überstundenliste gestrichen. Ich habe dies alles der Personalabteilung, Betriebsrat in Kopie, schriftlich mitgeteilt. Eine Antwort habe ich nie erhalten.

Die Geschichte eskalierte derart, daß mich mein Arzt kurzentschlossen aus dem "Verkehr" gezogen hat. d.h. ich wurde 4 Wochen krank geschrieben. Nachdem ich nach den 4 Wochen wieder an meinen Arbeitsplatz zurück kam, waren meine Pflanzen, die ich über Jahrzehnte schon um mich hatte, aus dem Büro entfernt. Sie standen im Treppenaufgang und waren sehr heruntergekommen. Jahrzehnte haben diese Pflanzen niemanden gestört - kurz vor meinem Ausscheiden wollte mein Vorgesetzter mit Nadelstichen mir den "Austritt "erleichtern". Das Verhältnis wurde frostiger, das Arbeiten immer schwieriger.

Der Betriebsrat hatte Kenntnis von meinen gesundheitlichen Problemen bekommen. Am 19.Juli 2006 hat ein Gespräch zwischen Betriebsrat und Personalabteilung stattgefunden.

Es wurde meine Arbeitsplatzbeschreibung besprochen - auch machte der Betriebsrat den Vorschlag, mich bis zum Eintritt in den Ruhestand unter Beibehaltung aller Bezüge freizustellen (ich wusste von der Unterredung nicht's). Am 20.Juli 2006 bekam ich um ca. 11.00 Uhr eine Einladung ins Betriebsratsbüro. Hier erst erfuhr ich von der Unterredung.
Die Arbeitsplatzbeschreibung wurde zurückgewiesen - ich wurde mit einer wesentlich jüngeren Kollegin - (33J.) und ca. 3Jahren Erfahrung auf dem Gebiet - verglichen. Den Vorschlag der vorzeitigen Freistellung habe ich nicht lange überlegt. Auf dem Weg in mein Büro habe ich mich schon mal bei den Kollegen, mit denen ich Jahre, Jahrzehnte zusammengearbeitet habe verabschiedet. In der Personalabteilung habe ich die Freistellung zunächst schriftlich fixieren lassen und für die Unterschrift 'ne Nacht Bedenkzeit erbeten. Um ca. 13.30 habe ich das Werk verlassen. Die Freistellung habe ich durch einen Anwalt prüfen lassen und einige Tage später unterschrieben zurückgeschickt.

Gegen die Entscheidung meiner Arbeitsplatzbeschreibung habe ich Widerspruch mit ausfühlicher Begründung eingelegt - die Personalabteilung hat sich weder hier noch vorher auf Schreiben geäußert.

Im ersten Drittel des Septembers 2006 wurde mir aus dem Kollegenkreis mitgeteilt, daß gegen mich eine Diebstahlsanzeige, mit daraus folgender Hausdurchsuchung und generelles Werksverbot, erwirkt werden sollte. Ein Modell, daß bisher auf meinem Schreibtisch stand, wurde vermisst. Meine Kollegen gaben den Rat, mich doch einfach anzurufen, daß wurde kategorisch abgelehnt und meinen Kollegen wurde jegliche Kontaktaufnahme mit mir verboten. Auch das habe ich der Personalabteilung - ausführlich - mitgeteilt und mir die Kriminalisierung meiner Person verbeten - Antwort: keine.

Am 30. November 2006 - meinem letzten Tag in dem Unternehmen, habe ich den üblichen "Wanderzettel" mit einem Betriebsrat "abgearbeitet". Auch habe ich meine persönlichen Sachen aus meinem Schreibtisch abgeholt. Obwohl die Sachen bereits - auf Veranlassung meines Vorgesetzten - in Kartons lagen, musste ich nochmals alles vorzeigen.
Das Büro hätte ich niemals alleine betreten, hätte es auch ausserhalb der Arbeitszeit nicht gekonnt, da mein Vorgesetzter die Schließanlage ausgetauscht hatte!!!!

Am 01. Dezember erfuhr ich, daß ich das Werk nie mehr betreten kann und die Personalabteilung mich von der Liste der einzuladenden Rentner (jährlicher Rentnertreff zu Weihnachten)
gestrichen hat. Eine schriftliche Mitteilung mit Begründung habe ich bis heute nicht erhalten.

Wegen der Arbeitplatzbeschreibung habe ich mich schlußendlich vor dem Arbeitsgericht Bremen mit Airbus verglichen.

Es ist bitter, wenn man nach 38 Jahren und 9 Monaten aus einem Unternehmen - in dem ich mir nichts zuschulde habe kommen lassen - gekegelt wird.

Eine, nach so langer Zeit übliche, Abschlußfeier hat es nicht gegeben!!!!!!!!



Mit freundlichem Gruß

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?ID=2297
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung e.V., Mail

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