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Armut bei Senioren seit 2005 am stärksten gestiegen

24.09.2012 - von Rainer Jung

Die Ausbreitung von Altersarmut in Deutschland hat längst begonnen. Schon deshalb greift eine "Zuschussrente" zu kurz, die lediglich armutsbedrohte zukünftige Rentner besser stellen soll. Zu diesem Schluss kommt Dr. Eric Seils. Der Sozialversicherungsforscher im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat dazu neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes ausgewertet.

Sie zeigen: Die Armutsquote bei Personen über 65 Jahren lag 2011 mit 13,3 Prozent zwar etwas unter dem Durchschnitt aller Altersgruppen. Dieser betrug 15,1 Prozent. Seit 2005 hat die Armut unter Senioren aber am stärksten zugenommen. Die Zahl armer Älterer war 2011 um etwa eine halbe Million höher als sechs Jahre zuvor. Die Armutsquote der Senioren stieg in diesem Zeitraum um 2,3 Prozentpunkte, allein zwischen 2010 und 2011 um einen vollen Prozentpunkt. Im Durchschnitt der Bevölkerung nahm die Armut von 2010 auf 2011 um 0,6 Prozentpunkte zu. Arm ist nach wissenschaftlicher Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Im vergangenen Jahr waren das 848 Euro im Monat für einen Alleinstehenden.

Sogar bei 13,8 Prozent lag 2011 die Armutsquote unter den Rentnern und Pensionären über 65 Jahren. Nicht erfasst sind damit Menschen unter 65, die vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind oder eine Erwerbsminderungsrente beziehen. Seit 2005 nahm die Armut unter Rentnern deutlich stärker zu als unter Erwerbstätigen, mittlerweile liegt die Quote um sechs Prozentpunkte höher. "Die Daten machen deutlich: Altersarmut droht nicht erst in der Zukunft. Sie wächst bereits seit Jahren", sagt Seils. Die "Zuschussrente" der Bundesarbeitsministerin berücksichtige das nicht.

Infografik zum Download im Böckler Impuls 14/2012: http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=40954&chunk=1

Link: Altersarmut: Flaschen sammeln
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung