26.03.2015 - von G.F.
Nach bitteren Erfahrungen mit seiner schwerstkranken Mutter, für die er in ihren letzten Lebenstagen keine Hospizversorgung finden konnte, kämpft Mark Castens aus Övelgönne an der Unterweser seit Jahren um eine Verbesserung des Hospizwesens. Im Wesentlichen geht es ihm um die Aufstockung der Versorgungsangebote und ihrer finanziellen Mittel.
(Der „Durchblick“ berichtete darüber (Ausgabe Nr. 175, August 2014, S.6).
Seit 2011 hat er vier Petitionen auf den Weg gebracht, zwei in den Bundestag, zwei in die Bremische Bürgerschaft. Eine davon wurde abgelehnt, drei wurden akzeptiert und dienen als Orientierungsmarken bei der Arbeit zu diesem Thema in den Fraktionen.
Die letzte Petition stellte er im Dezember 2013. Mit ihr fordert Mark Castens, der auf dem Land lebt und von daher die Versorgungslücken im Hospizangebot des ländlichen Raums kennt, eine wohnortnahe Hospizversorgung.
Wortlaut der Petition:
„Der deutsche Bundestag möge beschließen, dass Mark Castens
der GKV-Spitzenverband mit den für die Wahrnehmung der Interessen der stationären Hospize maßgeblichen Spitzenorganisationen innerhalb eines Jahres ein Konzept zur Beschlussempfehlung zu erarbeiten und dem Ausschuss für Gesundheit im Deutschen Bundestag vorzulegen hat und dabei nachweisen muss, dass ein wirtschaftlicher Betrieb eines stationären Hospizes in allen Flächenlandkreisen
ermöglicht wird und somit wohnortnah geschaffen werden kann.“
In seiner Begründung erinnert Mark Castens ausführlich an Lücken in der Finanzierung von Hospizen, an fragwürdige Orientierungswerte für die Vorhaltung von Hospizbetten sowie auf die Vernachlässigung des ländlichen Raums, in dem für die meisten Betroffenen und Angehörigen eine
zumutbare Erreichbarkeit stationärer Hospize nicht gewährleistet ist. Es geht dabei auch um Kinderhospize.
„Es muss erlaubt sein, die Frage stellen zu dürfen, was der Hospizgedanke mit geführten `Wartelisten` zu tun hat, da nur das belegte Bett zu 90% bei Hospizen für Erwachsene und 95% bei Kinderhospizen finanziert wird. Und wie will man die Auslastung in Flächenlandkreisen mit geringer Bevölkerungsdichte gewähren können, wo niemand den tatsächlichen Bedarf feststellen kann? Wo bleiben die gesellschaftlichen Bedürfnisse?“, so Mark Castens.
Gut Ding hat Weile, besonders in Berlin. Aber am 04. Februar 2015 beschloss nun der Petitionsausschuss
einstimmig, sich hinter die Forderung von Mark Castens nach einer wohnortnahen stationären Hospizversorgung zu stellen und die „dahingehende Petition dem Bundesministerium für Gesundheit als Material zu überweisen und den Fraktionen zur Kenntnis zu geben.“ Der Petitionsausschuss hat festgestellt, dass Mark Castens mit dieser Petition ein wichtiges Anliegen verfolgt, nämlich eine dem wirklichen Bedarf angemessene palliative und hospizliche Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sicherzustellen. Gleichzeitig weisen die Abgeordneten daraufhin, dass es derzeit keine gesetzliche Grundlage dafür gebe, eine flächendeckende stationäre hospizliche Versorgung einzufordern. Die Hospizversorgung und insbesondere die Gründung von Hospizen basiere bisher auf
ehrenamtlichem Engagement und umfasse verschiedene Aspekte der Sterbebegleitung. (Quelle: www.Deutscher Bundestag, Pressemitteilungen/Aktuelle Meldungen/Wohnortnahe Hospizversorgung, 04.02.15)
Damit besteht jetzt für die Bundesregierung ein klarer Arbeitsauftrag, der auch den Vorstellungen der
Landesseniorenvertretung Bremens entspricht. Sie gratuliert Herrn Castens für seinen erneuten Erfolg und
bedankt sich bei ihm für seinen unermüdlichen Einsatz in einer Angelegenheit, die Menschen aller Altersgruppen betrifft, insbesondere aber wohl die ältere Generation. Mit diesem Beschluss verbindet sich die Hoffnung, dass endlich gesetzliche Grundlagen und Konzepte für eine flächendeckende Palliativ- und Hospizversorgung geschaffen werden. Mit ehrenamtlichem Engagement allein wird man die Auswirkungen des demografischen Wandels nicht meistern können. Die Seniorenvertretungen in Bremen und
Bremerhaven unterstützen Herrn Castens auch bei seinen Bemühungen, die schon längere Diskussion um die Einrichtung eines stationären Hospizes in Bremerhaven für Stadt und Umland endlich zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. GF
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