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Besserverdiener an Staatsverschuldung erheblich beteiligt

26.07.2005 - von Dr. Horst G. Baumann

Unter der Überschrift "Vielleicht die Vermögen heranziehen" veröffentlichte die FAZ einen Leserbrief, dessen Erscheinen man in dieser Zeitung nun wirklich nicht erwartet hätte.

Zum Wahlprogramm der CDU, zur fehlenden Aussage zur Vermögen- und Erbschaftssteuer.

Auch ein Mitglied der CDU und Besserverdiener kann eine gewisse soziale Unausgeglichenheit der angekündigten Steuerpolitik der CDU ahnen. Gewiss, wir haben zu hohe Lohnnebenkosten, und das soziale Netz ist wohl zu dicht geknüpft.

Aber unsere existenzbedrohend hohen Staatsschulden, daran haben wir alle auch in ganz anderen Weisen mitgewirkt.

Ich habe Kindergeld bezogen, das ich wirklich nicht gebraucht hätte (und kein Politiker hat sich die ernsthafte Mühe gemacht, das zu korrigieren), meine Kinder haben lehrmittel- und gebührenfrei gelernt und studiert (meine Angebote zur Eigenfinanzierung der Schulbücher wurden rundweg abgelehnt), mein Vermögen resultiert zum Teil aus der Steuerfreiheit meiner Lebensversicherungen, mein Grundbesitz wurde mit besonderen Steueranreizen (§ 7c, 8d, 10e oder wie sie alle hießen) mitfinanziert, und regelmäßig profitiere ich von unseren hochsubventionierten Theatern, Bibliotheken, Museen, Schwimmbädern.

Das summiert sich. Allein das Kindergeld für 4 Kinder macht nach heutiger Kaufkraft von 150,- € im Monat über etwa 20 Jahre insgesamt 144.000 € aus. Die Ausbildungsunterstützung kann man allein bei Zugrundelegung der geplanten Studiengebühren von 500 €, für 10 Semester und 4 Kinder auf 20.000 € taxieren, die genannten Steuervorteile, belaufen sich vielleicht auf 15.00 €, für die Lebensversicherungen (verglichen mit der inzwischen eingeführten Regelung) und auf 15.000 € für die Häuser, und wenn ich die Kultursubvention für meine Familie auf nur 10,- €/Woche einschätze, so hätte sie doch insgesamt in 40 Erwachsenenjahren 20.000 € ausgemacht.

Insgesamt, niedrig gerechnet, 214.000 € für mein Leben, auf alle Fälle irgendeine 6stellige Zahl.

Wenn vergleichbae Größenordnungen für die vielleicht 10.000.000 Besserverdienerhaushalte gelten, dann hätten wir damit 2.140 Mrd. € Staatsschulden auf alle Fälle irgendeine Billionengröße erklärt.

Es macht keinen Sinn, Staatsschulden solcher Art über Einkommenssteuer und Mehrwertsteuer zurückzuerhoffen.

Es macht auch keinen Sinn, solche Lasten den (vielleicht schrumpfenden) nächsten Generationen und ihren (vielleicht schrumpfenden) Einkommen aufzubürden, noch dazu zumindest bei der MwSt überproportional den Minderverdienenden.

Sie können das nicht schultern, sie werden das nicht schultern, und im Interesse des Marktes sollten sie das auch nicht schultern.

So weh es tut, solche Beträge können wohl nur, wenn überhaupt, aus den Vermögen zurückfließen, die wir in den vergangenen 60 Jahren akkumulieren durften, und diese sollen ja überreich vorhanden sein, in unserem "Volk von Erben". Ob das über Vermögen- oder Erbschaftssteuern oder auf ganz anderem Weg geschehen sollte - vielleicht haben wir noch ein paar erfahrene Fachleute, die das bedenken und handwerklich korrekt in die Wege leiten können.

Und die uns vielleicht mit einem nicht zu hartem Landeanflug den zumindest mir sonst immer unausweichlicher erscheinenden Crash ersparen können.

Quelle: FAZ, 26.07.05

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