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Telefonseelsorge: Altersgrenzen im Ehrenamt

11.02.2008 - von Hanne Schweitzer+H.Waidlein

Die katholische Telefonseelsorge in Köln sucht ehrenamtliche Mitarbeiter - verstärkt Männer - im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 60.
Damit zeigt sie sich resistent gegen Kritik. Statt die bisherige Altersgrenze von "60" Jahren komplett aufzuheben, liegt die Altersgrenze für MitarbeiterInnen, die ehrenamtlich, sprich für Gottes Lohn oder zum Nulltarif mitarbeiten wollen/sollen nun bei "Mitte 60".

Nun könnte man sagen, das sei doch schon ein großer Fortschritt, immerhin lag diese Altersgrenze jahrzehntelang bei maximal 60 Jahren. Und es ließe sich noch entschuldigend hinzufügen, dass "Mitte 60" doch auch um einiges flexibler formuliert sei als die präzise Zahl "60".

Keine Einwende dagegen, aber: Altsein, Belastbarkeit, Empathie, Zuhören können, Offensein für andere Lebensweisen und körperliche wie seelische Stabilität, diese von den zukünftigen MitarbeiterInnen geforderten Eigenschaften sind KEINE, die vom Geburtsdatum abhängen. Diese Eigenschaften verschwinden nicht plötzlich deshalb, weil jemand den 65. oder 67. Geburtstag gefeiert hat.

Das Büro gegen Altersdiskriminierung lehnt die Festsetzung einer Altersgrenze für die ehrenamtliche Arbeit bei der Telefonseelsorge in Köln und anderswo ab. Wir fordern die Aufhebung dieser Altersgrenze und die Überwindung dieser ausschließlich kalendarisch bestimmten Sichtweise auf das Lebensalter.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
die Begrenzung des Alters der gesuchten ehrenamtlichen MitarbeiterInnenr ist ein Skandal. Ich habe selbst jahrelang ehrenamtlich (neben der ganz gewöhnlichen Arbeitszeit als Arbeitnehmerin) bei einem Telefonnotruf gearbeitet, bekannterweise für Gotteslohn. Gerade die MitarbeiterInnen jenseits der 60, jenseits der 65, jenseits der 70 und noch weit älter waren genau diejenigen, die u.a. genau bei den jugendlichen AnruferInnen die beliebten GesprächspartnerInnen waren, die sie zu Hause vermißten, weil Mütter, Väter, GROSSmütter, GROSSväter entweder nicht existent oder desinteressiert waren.
H. Waidlein

Von alledem bleibt die Telefonseelsorge ungerührt. Beleg: Am 11.2.2008 veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen Artikel, der die kostenlose Arbeit bei der Telefonseelsorge vorstellt und in glühenden Farben beschreibt. An der Altersgrenze hat sich nichts verändert: Die katholische Telefonseelsorge in Frankfurt sucht Männer und Frauen
zwischen 25 und 63 Jahren.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2351
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 14-11-2007, FR 11.208

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11.02.2008: Kinderschutzbund: Über 40Jährige unerwünscht
30.01.2008: Freiwilligendienste im AUsland + Altersgrenzen
19.12.2007: BP+BBE: Altersgrenzen bei Schulung Ehrenamtlicher

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