05.08.2009 - von Werner Schlemo
Das "Institut für Demoskopie Allensbach" ist - einer ARD- Videotext-Meldung vom 1. August 2009 zufolge - zu der Schlußfolgerung gelangt, dass "die Bundesbürger weitgehend >>unentschlossen<< darüber seien, "wie die Bundesregierung auf die längere Lebenserwartung und daraus entstehende Finanzprobleme der Rentenversicherung reagieren soll".
Dem scheint möglicherweise die offenbar naive Vorstellung zugrunde zu liegen, dass "die
Bundesbürger jemals die Regierung in wichtigen Fragen veranlassen könnte "zu reagieren". Das wäre
in unserer nur "stellvertretend" funktionierenden Volksherrschaft völlig neu.
Weil also wieder einmal "die dreiste Lüge" und "das pseudowissenschaftliche Alibi >>demografische Entwicklung<<", wie es R. Dreßler, Parlamentarischer Staatssekretär + Botschafter a.D. 1997 nannte, als Ursache für die Finanzlage der Rentenversicherung dargestellt wird, habe ich das Allensbacher Institut über die tatsächlichen Ursachen für die leeren Rentenkassen aufgeklärt. Man muss ja annehmen, dass man dort vielleicht ahnungslos ist. Ob es einen Sinn hat, das ist natürlich nicht sicher, - aber man muß beharrlich darum bemüht sein, "dreisten Lügen" mit der Wahrheit zu begegnen. Besonders dann, wenn vermutet werden muss, dass ein solch "renommiertes" Institut womöglich ahnungslos ist.
Hier der Brief an Allensbach: Ihr Umfrage-Ergebnis: „Bundesbürger weitgehend unentschlossen, wie die
Regierung auf die längere Lebenserwartung und daraus entstehende Finanzprobleme der Rentenversicherung reagieren soll“.
Sehr geehrte Damen/Herren,
einem Bericht vom 1. Aug. 2009 (ARD-Text Seite 157) zufolge kamen Sie bei einer Umfrage zu dem oben genannten Ergebnis: Es muss dabei wieder einmal als ausschlaggebender Grund für die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung die unermüdlich zitierte längere Lebenserwartung, also die „demografische Entwicklung“ herhalten. Sind Ihnen denn die sich allmählich herumsprechenden, tatsächlichen Gründe für die leeren Rentenkassen nicht bekannt?
Wohl nicht – deshalb hier ein Vorschlag, wie Sie das herausfinden können – wie wäre es, wenn Sie sich mit einer Umfrage an die von Ihnen zitierten „Bürger“ wendeten mit folgenden Fragen:
1.
Kennen Sie die tatsächlichen Gründe, warum die Rentenkassen leer sind?
2.
Ist Ihnen bekannt, dass von 1958 bis 2007 für versicherungsfremde Leistungen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung von mehr als einer halben Billion Euro für der GRV aufgebürdete Auslagen zweckentfremdet wurden, die eigentlich von der Allgemeinheit aus Steuermitteln hätten getragen werden müssen und nicht von den Beitragszahlern der
gesetzlichen Rentenversicherung allein?“
Zur Erläuterung, warum solches für Ihre künftigen Umfragen nützlich wäre, siehe die „Neue Rentenklautabelle“ von 2008 (Verfasser ADG) hingewiesen, in der die seit 1958 bis 2007 der GRV aufgebürdeten zweckfremden, versicherungsexternen Auslagen zusammengefasst sind, denn von der Politik der GRV „übertragene Aufgaben“ - wie die Bundesregierung das ohne Scham bezeichnet - waren nicht in ausreichender Höhe durch Steuermittel gedeckt - für die dadurch entstehenden Fehlbeträge müssen seit 50 Jahren die Beitragszahler herhalten. Dass dies Folgen sowohl für das Rentenniveau als auch für den Zustand der Rentenkassen haben musste, leuchtet wohl ohne weiteres durchaus ein –abgesehen von den Folgen anderweitiger Murkserei in der Rentenpolitik. ...
Es ist unerhört, wie Medien und Politiker die Renten-Tatsachen hartnäckig zu leugnen versuchen mit der Behauptung, die Regierung leiste „Zuschüsse zu den Renten“ – wobei die „Bürger“ getäuscht werden mit der verlogenen Behauptung, diese Überweisungen aus Steuermitteln deckten wirklich die aus Beitragsüberschüssen bezahlten versicherungsfremden Leistungen
Solche Tatsachen werden in zunehmendem Umfang bekannt – Umfragen mit oben zitiertem Ergebnis resultieren daher höchstens darin, dass sie als „lächerlich“, oder sogar als „zynisch“ empfunden werden. Denn die von Ihnen zitierte „längere Lebenserwartung, also die „demografische Entwicklung“ als Grund für die leeren Rentenkassen wurde bereits 1997 von dem Sozialversicherungs-Experten, dem Parlamentarischen Staatssekretär a.D. Rudolf Dreßler im Bundestag als „pseudowissenschaftliches Alibi für geplante Renten-Kürzungen bezeichnet – und auf zu erwartende Kürzungen - darauf läuft ja wohl auch Ihre Umfrage hinaus.
Mit freundlichen Grüßen,
siehe auch Schlemo unter: Link
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