Diskriminierung melden
Suchen:

Pflegeversicherung: Träger bilden nicht aus

13.12.2010 - von Hanne Schweitzer

Die Ausbildungskosten für Pflegekräfte sind Bestandteil der üppigen Pflegesätze, die kaum noch jemand aus eigener Tasche bezahlen kann. Wer aber als Träger nicht ausbildet, kann seine Leistungen preiswerter anbieten. Davon profitieren alle Pflegedienste, die nicht selbst ausbilden. Weil ihnen keine Ausbildungskosten entstehen, können sie die gleichen Leistungen preiswerter abrechnen, als die Betriebe aus der Wohlfahrtsbranche, die ausbilden.

"Klagen über Fachkräftemangel in der Altenpflege sind in erster Linie Selbstanklagen." So kommentiert Wilhelm Adamy, Arbeitsmarktexperte des DBG, das aktuelle Gejammer über den Mangel an ausgebildeten Pflegekräften. Der Mangel sei keine Überraschung. Die Länder und die Pflegedienste hätten ihn selbst verschuldet.

Als Beleg nennt Adamy die Prognose der Enquete-Kommission des Bundestags zum demografischen Wandel. Diese hatte schon 1999 die Anzahl der zu Pflegenden im Jahr 2010 auf 2,38 Millionen Personen geschätzt. Aktuell liegt sie laut Statistischem Bundesamt bei 2,25 Millionen Pflegebedürftigen. Trotz des vorhergesagten, steigenden Bedarfs sei aber in den letzten Jahren immer weniger ausgebildet worden. Beispiel: NRW - Im Jahr 2003 seien dort 12.000 AltenpflegerInnen ausgebildet worden, im Jahr 2008 waren es nur noch 9.800. Dazu passt folgendes: Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste beklagt, bereits heute werde der vorgesehene 50 Prozent-Anteil von Fachkräften in zahlreichen Heimen nicht eingehalten.

Die Bundesagentur für Arbeit hat die klaffende Personallücke für ihre Umschulungsprogramme zu Nutzen gewusst. Allein im Jahr 2009 wurde fast 7.000 Menschen die Umschulung zur Altenpflegefachkraft bezahlt. Das kostete die SteuerzahlerInnen immerhin 144 Millionen Euro. Dieses Programm, finanziert mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II, sollte Ende 2010 auslaufen. Nun wird es, wie FDP Bundesgesundheitsminister Philipp Röseler, mitteilen ließ, verlängert. Das kostet die Steuerzahler 90 Millionen.

Astrid Frohloff, Moderatorin der ARD-Sendung Kontraste(das kritische Magazin aus Berlin), stimmte die FernsehzuschauerInnen am 25.11.2010 in vorauseilendem Gehorsam schon mal auf höhere Beiträge für die Pflegeversicherung ein: "Wohl oder übel müssen wir uns darauf einstellen, das wir mehr zahlen müssen, damit die Pflegeversicherung funktioniert".

Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen von heute 2,3 Millionen in den nächsten zehn Jahren auf drei Millionen ansteigen. Gleichzeitig sagte das Amt für das Jahr 2025 einen Personalmangel von 152.000 Kräften im Pflegebereich voraus. 2002, daran sei noch einmal erinnert, fehlten bereits 40.000 Plätze!

Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt. Paul Celan.

Link: Pflegeausgaben: Internationaler Vergleich
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger, 11.12.2010, Büro gegen Altersdiskriminierung